Übersetzung in mehreren Entwicklungssystemen

Veröffentlicht am 24 Nov 2020

Wenn Sie eine einfache SAP-Landschaft bestehend aus drei Systemen verwenden und nur selten Ihr Entwicklungssystem wechseln, können Sie sich glücklich schätzen. Je mehr Entwicklungssysteme Sie haben, desto mehr Aufwand haben Sie. Und nirgends trifft das eher zu als bei der Übersetzung. Hier kommt ein kurzer Überblick über die gleichzeitige Übersetzung in mehreren Systemen.

Warum mehrere Systeme?

Es gibt viele Gründe dafür, mehrere Entwicklungssysteme gleichzeitig zu betreiben. Am offensichtlichsten ist es in großen Unternehmen mit mehreren Produktivsystemen, für die es in der Regel jeweils mindestens ein Entwicklungssystem gibt. Es gibt aber noch andere Gründe für die gleichzeitige Nutzung mehrerer Entwicklungssysteme. Häufig wird bei einem neuen Projekt für einige Monate ein eigenes Entwicklungssystem verwendet. Nach Projektabschluss wird das Entwicklungssystem für das Projekt stillgelegt, aber einige Monate lang erfolgt die Entwicklung in zwei Systemen.

Und wenn Sie für ein Softwareunternehmen arbeiten, das SAP-Add-Ons entwickelt, statt für ein Unternehmen, das SAP produktiv verwendet, brauchen Sie für die verschiedenen Releases Ihrer Produkte vielleicht mehrere Entwicklungssysteme, oder Sie entwickeln verschiedene Produkte in verschiedenen Systemen. Aber wenn Sie mehr als eine Sprache unterstützen, bedeuten mehrere Entwicklungssysteme auch, dass Sie in mehreren Systemen übersetzen müssen (auch wenn Sie separate Übersetzungssysteme nutzen). Wenn Sie bereits in einem System übersetzt haben und jetzt in einem anderen Entwicklungssystem übersetzen möchten, wird Ihre erste Aufgabe darin bestehen, eine „Erstsynchronisation“ durchzuführen und alle Übersetzungsdaten in alle weiteren Systeme zu migrieren. Danach sollen die Übersetzungsdaten in allen relevanten Entwicklungs- und Übersetzungssystemen auf demselben Stand bleiben und die richtigen Übersetzungen im richtigen System zur Wiederverwendung bereitstehen.

Erstmalige Übernahme von Sprachdaten

Sehen wir uns zunächst an, was Sie beim Einrichten eines neuen Entwicklungssystems beachten müssen. Es spielt nicht wirklich eine Rolle, ob Sie Ihr bestehendes Entwicklungssystem beibehalten und nur weitere Entwicklungssysteme hinzufügen, oder ob das alte Entwicklungssystem stillgelegt und durch das neue ersetzt wird. Bevor Sie mit der Übersetzung in einem neuen System beginnen, gehört es zu den vorbereitenden Schritten, alle im alten System vorgenommenen Übersetzungen, mit Transporten oder Sprachenpaketen in das neue System zu übernehmen. Ein zweiter Schritt ist der Transfer des Vorschlagspools aus einem bestehenden Übersetzungssystem, damit die Texte, die Ihr Übersetzungsteam in der Vergangenheit angelegt hat, bei der Übersetzung im neuen System wiederverwendet werden können.

Übernahme von Übersetzungen und der passenden Vorschläge

Vor dem Import haben die Zeilen den Status „Modifiziert“ (gelb), aber nach dem Import erhalten Sie durch den übereinstimmenden Vorschlag den Status „Übersetzt“ (grün).

Dieser Schritt wird häufig übersprungen, aber er ist sehr wichtig. Wenn Sie den Vorschlagspool nicht übernehmen, verlieren Sie einige der Daten Ihrer bereits vorgenommenen Übersetzungen. Das liegt daran, dass alle im neuen System vorhandenen Übersetzungen nicht den Status „Übersetzt“ bekommen, sofern kein übereinstimmender Vorschlag verfügbar ist (die zugrunde liegende Logik habe ich in diesem Artikel erläutert). Wenn Sie Übersetzungen in ein neues Entwicklungssystem übernehmen, aber nicht auch den Vorschlagspool importieren, gelten Ihre Texte in der SAP-Standardübersetzungsumgebung nicht als übersetzt. Sie werden Ihre eigenen übersetzten Texte nicht von übersetzten SAP-Standardtexten (für die SAP keine Vorschläge liefert) unterscheiden können, oder von Zeilen, wo in der Zwischenzeit der Ausgangstext geändert wurde und die Übersetzung nicht mehr passt.

In diesem Fall hätten Sie zu Beginn des ersten Übersetzungsprojekts im neuen System viele Texte, bei denen Sie sich entscheiden müssen, ob Sie sie entweder alle noch einmal überprüfen, oder Sie müssten sich damit abfinden, dass einige von ihnen wahrscheinlich nicht korrekt sind. Deshalb ist die Übernahme der Vorschlagspools in ein neues System vielleicht das Wichtigste, an das Sie denken müssen, sollten Sie es nicht bereits auf dem Schirm haben. Wenn Sie in der Vergangenheit Übersetzungen vorgenommen haben, legen Sie ein altes Entwicklungssystem nicht still, ohne zu prüfen, ob Übersetzungsvorschläge vorhanden sind, die in das neue System übernommen werden müssen!

Abgleichen der Übersetzungen

Nachdem Ihr neues Entwicklungssystem eingerichtet ist und läuft, nehmen Sie möglicherweise weiterhin Übersetzungen im alten Entwicklungssystem vor. Oder Sie betreiben ohnehin zwei (oder mehr) Entwicklungssysteme, in denen Sie regelmäßig übersetzen. In jedem Fall sind Sie nun in der Situation, in der sich der Stand der Übersetzung in den beiden Entwicklungssystemen mit jedem eingegebenen Text eines Übersetzers in einem der Systeme langsam auseinander entwickelt. Das ist besonders problematisch, wenn einige der von Ihnen übersetzten Objekte in beiden Systemen identisch oder nahezu identisch sind. Da die Übersetzer, die an diesen Objekten arbeiten, vielleicht nicht wissen, dass ihre Kollegen genau denselben Text in einem anderen System übersetzen, werden sie wahrscheinlich wenigstens ein paar unterschiedliche Entscheidungen treffen. Am Ende haben Sie zwei verschiedene Übersetzungen in zwei Systemen und die doppelte Arbeit.

Die RFC-Kopierfunktion

Bei identischen Objekten überträgt die RFC-Kopierfunktion sowohl die Übersetzungen als auch die zugehörigen Vorschläge aus einem anderen System.

Eine gute Möglichkeit, das zu vermeiden, ist die RFC-Kopierfunktion, die seit SAP_BASIS 7.40 verfügbar ist (sie wurde über Support Packages auch in früheren Releases zur Verfügung gestellt). Mit dieser Funktion können Sie Übersetzungen für identische Objekte über eine RFC-Verbindung aus anderen Systemen übernehmen. Dabei wird für jedes Objekt geprüft, ob dasselbe Objekt auch im Referenzsystem vorhanden ist. Für jedes identische Objekt werden dann, wenn es Zeilen enthält, die im Referenzsystem übersetzt, aber im aktuellen System unübersetzt sind, die Übersetzungen in das aktuelle System kopiert. Und was das Beste daran ist, die zugehörigen Vorschläge werden ebenfalls kopiert.

So bleiben die Übersetzungen nicht nur auf demselben Stand, sondern es wird auch viel Arbeit gespart, da identische Texte nur einmal übersetzt werden müssen. Je nach Ihrer Übersetzungsstrategie kann es trotzdem sinnvoll sein, die Vorschlagspools zwischen den Systemen regelmäßig zu transportieren. Aber wenn in Ihren Systemen Module oder Produkte mit sehr unterschiedlicher Terminologie übersetzt werden, kann es auch sinnvoll sein, nur die RFC-Kopierfunktion zu verwenden. Mir hat diese Funktion so viele Probleme gelöst, dass sie locker meine Lieblingsergänzung der SAP-Standardübersetzungstools seit SAP_BASIS 7.40 ist.

Sowohl für die Erstsynchronisation als auch die regelmäßige Synchronisation zwischen zwei Übersetzungssystemen liefern Ihnen die SAP-Standardfunktionen die Tools, die Sie für die Übertragung von Übersetzungen und Vorschlägen aus einem System in ein anderes benötigen. Falls Sie Tools mit weitergehenden Funktionen benötigen, wie die Integration zwischen der Übersetzung außerhalb des SAP-Systems und der Übersetzung in Transaktion SE63 oder die Übernahme von Übersetzungen und Vorschlägen für Fiori-Texte, können Ihnen unsere eigenentwickelten Tools helfen. Aber wenn Sie nur eine Sache aus diesem Artikel mitnehmen, lassen Sie es Folgendes sein: Vergessen Sie nicht, Ihre Vorschlagspools zu übertragen!

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